Publiziert von: Verena Salvisberg
Bereitgestellt: 03.03.2025
Heimkehr von der Tagung mit Freude über die getroffenen Menschen und die Fülle an Kirchenlandschaften, aber auch etwas ratlos
Colette Staub
Die Tagung hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Die gehörten Beiträge blieben meiner Wahrnehmung nach ziemlich monolithisch im Raum stehen. Die Referenten hatten auch rein zeitlich kaum die Möglichkeit, genauer Auskunft zu geben. Ihre Voten blieben für mich allzu allgemein und wenig konkret. Jedenfalls bin ich zwar mit Freude über die getroffenen Menschen und die Fülle an Kirchenlandschaften heimgefahren, aber stehe nun unter dem Eindruck der erlebten Desorientierung, was denn nun eigentlich "Pfarrer sein" bedeute und welche Ausbildung dafür für nötig erachtet wird.
Zwei Strömungen waren dennoch feststellbar:
• Konrad Schmid als klaren Vertreter der universitären Ausbildung, welche eine Theologie im Blick hat, die der "intellektuellen Redlichkeit" und der Reflexion verpflichtet ist.
• Eine recht grosse Masse bewegt sich eigentlich in der Richtung, dass Uni, Bildung und Reflexion ja ganz interessant sind, aber eigentlich auch ein gar teurer, veralteter Luxus aus dem 19. Jhd. und dessen Bildungsbürgertum, den man auf ein Minimum beschränken kann, denn Hauptsache ist die betende und feiernde Gemeinschaft, die sich marktkonform Gelder aus der Wirtschaft und wohl auch von reichen, frommen Gönnern andienen muss, was sich wohl im Ansatz von Lukas Kundert am klarsten zeigte.
Nur, wie einige zu Recht monierten: dann braucht es die reformierte Kirche wirklich nicht mehr - das machen die Freikirchen ganz passabel. Nur eben auf Kosten einer differenzierten Reflexion und einer Theologie, die noch den Namen verdienen könnte. "Kirche" verliert damit den Anschluss an die Zivilgesellschaft völlig, schliesst sich ab von einer naturwissenschaftlich geprägten Welt , und verliert ihre gesellschaftliche Auskunfts- und Reflexionsfähigkeit in polarisierenden Situationen (wie bei Covid-Pandemie erlebt) noch stärker als bisher. Ich finde das sehr schade - denn gerade in multikulturellem und interreligiösem Umfeld ist vertiefte Reflexionsfähigkeit unerlässlich, um im Gespräch bleiben zu können.
Ich sehe meine Arbeit als Pfarrerin darin, angespannte Situationen zu "entladen", die Menschen an mich herantragen. Diese Anspannungen stammen oftmals aus religiösen Texten und Traditionen, die gerade wegen ihrer emotionalen Aufladung auch immer kritisch zu befragen sind, insbesondere, wenn sie Leben, und die Freude am Leben, hindern. Ich jedenfalls kann diese Arbeit nur leisten, weil ich an der Universität studiert habe, und zwar möglichst breit, und mich weiterhin in philosophischem und psychologischem Denken übe und in engem Austausch mit ähnlich Orientierten stehe.
Als einzige Berner Stimme konnte ich zum Berner Modell mit PrädikantInnen, KatechetInnen und SozialdiakonInnen Auskunft geben, welches zu meinem Erstaunen vielen Schweizer Pfarrpersonen unbekannt war und mit Interesse aufgenommen wurde.
Colette Staub, Pfarrerin in Frutigen
Zwei Strömungen waren dennoch feststellbar:
• Konrad Schmid als klaren Vertreter der universitären Ausbildung, welche eine Theologie im Blick hat, die der "intellektuellen Redlichkeit" und der Reflexion verpflichtet ist.
• Eine recht grosse Masse bewegt sich eigentlich in der Richtung, dass Uni, Bildung und Reflexion ja ganz interessant sind, aber eigentlich auch ein gar teurer, veralteter Luxus aus dem 19. Jhd. und dessen Bildungsbürgertum, den man auf ein Minimum beschränken kann, denn Hauptsache ist die betende und feiernde Gemeinschaft, die sich marktkonform Gelder aus der Wirtschaft und wohl auch von reichen, frommen Gönnern andienen muss, was sich wohl im Ansatz von Lukas Kundert am klarsten zeigte.
Nur, wie einige zu Recht monierten: dann braucht es die reformierte Kirche wirklich nicht mehr - das machen die Freikirchen ganz passabel. Nur eben auf Kosten einer differenzierten Reflexion und einer Theologie, die noch den Namen verdienen könnte. "Kirche" verliert damit den Anschluss an die Zivilgesellschaft völlig, schliesst sich ab von einer naturwissenschaftlich geprägten Welt , und verliert ihre gesellschaftliche Auskunfts- und Reflexionsfähigkeit in polarisierenden Situationen (wie bei Covid-Pandemie erlebt) noch stärker als bisher. Ich finde das sehr schade - denn gerade in multikulturellem und interreligiösem Umfeld ist vertiefte Reflexionsfähigkeit unerlässlich, um im Gespräch bleiben zu können.
Ich sehe meine Arbeit als Pfarrerin darin, angespannte Situationen zu "entladen", die Menschen an mich herantragen. Diese Anspannungen stammen oftmals aus religiösen Texten und Traditionen, die gerade wegen ihrer emotionalen Aufladung auch immer kritisch zu befragen sind, insbesondere, wenn sie Leben, und die Freude am Leben, hindern. Ich jedenfalls kann diese Arbeit nur leisten, weil ich an der Universität studiert habe, und zwar möglichst breit, und mich weiterhin in philosophischem und psychologischem Denken übe und in engem Austausch mit ähnlich Orientierten stehe.
Als einzige Berner Stimme konnte ich zum Berner Modell mit PrädikantInnen, KatechetInnen und SozialdiakonInnen Auskunft geben, welches zu meinem Erstaunen vielen Schweizer Pfarrpersonen unbekannt war und mit Interesse aufgenommen wurde.
Colette Staub, Pfarrerin in Frutigen