Gottfried Ganser wurde am 9. Mai 1922 in La Chaux de Fonds geboren und wuchs zusammen mit einer Schwester und vier Brüdern auf. Seine Eltern Maria und Hans waren 1914 in die Schweiz eingewandert, haben geheiratet und sich in der welschen Schweiz niedergelassen.
Sein Vater handelte mit Uhren der Marke Helega, aber es war keine einfache Zeit. Nach einer nicht bezahlten Lieferung nach Rumänien ging die Firma in Konkurs. Kurze Zeit später siedelte die Familie nach Lugano um und produzierte Korsette. Sie wohnte in Aldesago am Monte Bré mit Blick auf den See.
Während der Schulzeit in Lugano hat er als Tennisjunge gearbeitet, beim Lido, wenige Meter von der Kirche entfernt, die ihm geistiges Zuhause und zuletzt auch Wirkungsort war und wo die Gemeinde am 8. März 2014 von ihm Abschied nahm.
Als einziges der Kinder durfte er an die Universität nach Basel, wo er Theologie studierte. In Europa tobte der Zweite Weltkrieg. Als Kind deutscher Eltern wurde er 1943 vom deutschen Generalkonsul in Lugano zum Wehrdienst einberufen. Er war gerade 21 Jahre jung und wollte nicht am Krieg teilnehmen, sein Glaube machte ihn zum Kriegsdienstverweigerer. Er hat den Nationalsozialismus entschieden abgelehnt. In seinem Nachlass befindet sich ein alter Brief, in welchem er dem deutschen Generalkonsul schreibt: „Ich glaube, das getan zu haben was ich vor meinem Gewissen und dem höchsten Richter zu tun nicht nur berufen, sondern auch gezwungen war ... Der Grund meines Hierbleibens ist eben die Weltanschauung des neuen deutschen Reichs die den deutschen Bürger in der ganzen Welt verhasst gemacht hat. Möge Gott Ihnen einmal die Erkenntnis geben, dass die Völker als Brüder nebeneinander gestellt sind und dies nicht, damit eines dem anderen durch Gewalt seine Weltanschauung aufdränge. Ich kann es heute noch nicht verstehen, dass unser hochchristliches Deutschland jedes Verantwortungsgefühl vor Gott verloren haben sollte.“
Der Krieg war zu Ende, als er sein Studium in Basel abgeschlossen und seine erste Stelle als Pfarrer im Bergell im Kanton Graubünden angetreten hatte. Er fuhr mit der Lambretta durch das Tal.
Danach wurde er Pfarrer in Bellinzona, dann in Opfertshofen, einer kleinen ländlichen Gemeinde im Kanton Schaffhausen.
Nach seiner Pensionierung 1987 kam er zurück nach Lugano, wo er noch rund zehn Jahre in der Kirchgemeinde engagiert war. Sein christlicher Glaube prägte sein Leben. Ein grosser Teil seines Einkommens hat er an wohltätige, meist christliche Organisationen gespendet, darunter auch die Mission am Nil. Er hat stets betont, dass der Tod eine Türe in ein anderes Leben ist. Diese Türe hat er nun durchschritten. Seine letzte Ruhestätte befindet sich im Familiengrab neben seinen Eltern und seinem Bruder Waldemar in Lugano.
nach den Aufzeichnungen seiner Kinder