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Hanspeter Steger

*26.01.1943  †10.01.2025

Einsatzorte

1970 - 1976: Braunau, TG
1977 - 1982: Evangelische Schweizer Kirche in Misiones, Argentinien
1983 - 1990: Burg Stein am Rhein, SH
1991 - 2000: Gächlingen, SH
2000 - 2006: Sennwald, SG
Bild Hanspeter Steger

Nachruf

Wer Hanspeter Steger persönlich kannte, wird beim Lesen der grossen Abschnitte seines autobiographischen Lebensrückblicks, den er im Jahre 2000 verfasste, sicher mit dem inneren Ohr seine markante Stimme vernehmen:
«Geboren bin ich 1943 in Andermatt, wo mein Vater als Lüftungstechniker in den Gotthard- Festungswerken arbeitete. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er eine eigene Firma in Aadorf TG, wo ich aufgewachsen bin und die Primarschule und ein Jahr die Sekundarschule besuchte. Mit dreizehneinhalb Jahren entschloss ich mich zum Leidwesen meines Vaters, der in mir bereits seinen Nachfolger im Geschäft gesehen hatte, Pfarrer zu werden. Im darauffolgenden Schuljahr trat ich in die zweite Gymnasialklasse an der Kantonsschule Frauenfeld ein.
Nach der Matura 1962 zog mich das Fernweh auf ein Meerschiff, wo ich für ein knappes Jahr bei Suisse Outremer Genf und Suisse Atlantique Lausanne als Seemann arbeitete und dabei vier Erdteile auf See kennenlernte. Anschliessend, nach der Rekrutenschule als Füsilier, absolvierte ich mein Theologiestudium in Zürich, wobei ich auch noch Vorlesungen in Philosophie, Psychologie, Ethnologie und Soziologie belegte. Nach Studienabschluss wurde ich durch den Thurgauer Kirchenrat in Thundorf TG, wo ich das pfarramtliche Praktikum absolviert hatte, am 14. Juni 1970 zum Pfarrer ordiniert.
Meine erste Pfarrstelle war ab 1970 Braunau im Kanton Thurgau, eine kleine ländliche Gemeinde, zu der auch die Gefangenenseelsorge an der thurgauischen Straf- und Verwahrungsanstalt Tobel gehörte. Nachdem diese Anstalt etwa drei Jahre später geschlossen wurde, schickte mich die Thurgauer Kirche nebenamtlich als Religionslehrer in verschiedene Orte. So wirkte ich in Wängi TG, Wil SG, SchönholzerswilenTG und am Gymnasium Glarisegg. Für etwa ein Jahr betreute ich neben Braunau auch noch die Kirchgemeinde Neunkirch an der Thur nach dem Tode des dortigen Pfarrers Arnold Schär. Anschliessend übernahm ich im Nebenamt einen Teil des Spitalpfarramtes in Münsterlingen. In meiner Freizeit besuchte ich während sieben Semestern Vorlesungen in Psychologie an der Uni Zürich.
Als ich las, dass die Evangelische Schweizerkirche in Misiones, Argentinien, einen Pfarrer suche, zog ich nach sechseinhalb Jahren mit meiner Frau – ich hatte inzwischen geheiratet – von Braunau weg nach Argentinien. In einem Urwaldgebiet von der Grösse der Kantone Aargau, Thurgau und St. Gallen zusammen war ich fünfeinhalb Jahre lang Pfarrer in mehreren Gemeinden, die sich aus schweizerischen und deutschstämmigen Einwanderern aus vielen Ländern zusammensetzte. Ausserdem war ich Mitglied der Schulleitung des Instituto Línea Cuchilla, einer von der Schweizer Kirche gegründeten und getragenen Landwirtschafts- und technischen Schule. In meiner Freizeit war ich Mitglied des Vorstandes der „Asociación Indigenista de Misiones," einer Gesellschaft zum Schutze der eingeborenen indianischen Bevölkerung. Mit Geld aus der Schweiz kaufte ich ein ca. 80 Hektaren grosses Stück Land für die Indianer, die dann dort pflanzten und lebten. Ich lehrte sie Gartenbau und mit Hilfe der Provinzregierung konnten wir auch über hundert Fruchtbäume pflanzen. Ausserdem entwickelte ich mit den indianischen Partnern zusammen ein einfaches Schulprogramm, das auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten war. Aus einem alten Bauernhäuschen konstruierten wir ein Schulhaus.
1980 adoptierten meine damalige Frau und ich drei südamerikanische Kinder.
1982 kehrten wir in die Schweiz zurück. Da wir bei meinem Schwiegervater gratis wohnen konnten, erlaubte ich mir einen Arbeitsunterbruch, den ich dazu benützte, wieder die theologische Fakultät zu besuchen und eine längere Studienreise nach Israel und Ägypten zu unternehmen. Seither reiste ich fast alljährlich in den Orient, wo ich vor allem die Schauplätze der Geschichte Israels besuchte, die Lebensweise und Traditionen der dortigen Menschen studierte und auch gesundheitlich aufgetankt habe. Ich brachte auch eine grosse Menge Bildmaterial nach Hause, das ich im biblischen Unterricht und auch in der Gemeindearbeit anwenden konnte.
Ab 1983 betreute ich während sieben Jahren die komplizierte, aber sehr schöne Kirchgemeinde Burg bei Stein am Rhein, zu der etwa sechshundert Schaffhauser und gut 1200 Thurgauer gehören. Als ich dann 1989 aus familiären Gründen noch das Verwaltungsratspräsidium unserer auf etwa 150 Angestellten angewachsenen Familienfirma übernehmen musste, konnte ich diese grosse nebenamtliche Tätigkeit gegenüber der grossen Kirchgemeinde Burg nicht mehr verantworten und zog daher auf 1991 in die viel kleinere Schaffhauser Kirchgemeinde Gächlingen.
Während Jahren suchte damals die Schaffhauser Kirche einen Pfarrer, der bereit wäre, nebenamtlich ein kantonales Pfarramt für Kirche und Arbeit aufzubauen. Nachdem ich mein VR-Präsidium 1995 abgegeben hatte, übernahm ich 1996 diese Aufgabe. Sie bestand damals vor allem in Arbeitslosen-Betreuung und -Beratung.
1997 ist meine erste Ehefrau von mir weggegangen. Zu meinem grossen Glück durfte ich dann Cordula Rith kennenlernen, die in Stuttgart aufgewachsen ist, Pharmazie studiert hat und eine versierte Apothekerin ist. Sie wurde meine zweite Gattin und hat mich an meiner Seite dann auch in der Gemeindearbeit kräftig und liebevoll unterstützt.»
Soweit die eigenen Aufzeichnungen von Hanspeter Steger aus dem Jahre 2000.
Im Folgenden gibt seine zweite Gattin Cordula Steger Eindrücke aus dem letzten Lebensabschnitt von Hanspeter Steger wieder:
«Ab Dezember 2000 bis Ende März 2006 war Hanspeter Steger Pfarrer in der Kirchgemeinde Sennwald-Lienz-Rüthi SG. Es war eine schöne und gute Zeit, die aber im Frühjahr 2002 durch eine Blasenkrebsdiagnose mit sehr vielen Operationen in der Folge stark belastet wurde. Im Kirchenboten vom Frühjahr 2006 schrieb Hanspeter Steger: ,Ich habe mich nicht aus Amtsmüdigkeit pensionieren lassen, sondern weil es mir aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich war, meinen Beruf so auszuüben, wie ich es gerne getan und für richtig gehalten hätte.‘
Vom neuen Wohnsitz Salez SG aus, gab es in der Zeit als pensionierter Pfarrer doch noch einige Reisen, die zwischen verschiedenen Operationen möglich waren. Ein Herzinfarkt im April 2016 und später im Jahr die erschütternde Diagnose, dass der Krebs eine Niere befallen hatte, führte Anfang 2017 zur Entfernung einer Niere. Damit begannen 8 Jahre Dialyse im Kantonsspital Chur – also 3-mal pro Woche einen halben Tag Blutwäsche. Am 10. Januar 2025 ist Hanspeter Steger im Kantonsspital Chur gestorben.»
Alle, die ihn kannten, behalten ihn in lebendiger, dankbarer Erinnerung.

Redaktion: Christoph Buff, Stein am Rhein