Rolf Diezi wurde als jüngster der drei Söhne von Lina und Alfred Diezi-Schmid geboren. Die Primarschule besuchte er in Zürich, in Schwamendingen und Höngg. Die Kantonsschule Freudenberg beendete er 1973 mit der Matura Typ A. In seiner Freizeit trainierte er als begnadeter Sprinter Leichtathletik. Nach einem Unfall in der RS und seiner Genesung überbrückte Rolf die Zeit bis zum Semesterbeginn mit Arbeit am Fliessband in der Bernina-Fabrik in Steckborn und als Sachbearbeiter im Statistischen Amt der Stadt Zürich.
Ab März 1974 studierte er an der Universität Zürich Theologie. Dieses Fach hatte er gewählt, weil sein Religionslehrer am Gymnasium, Prof. Hans ten Dornkaat bei ihm einen tiefen Eindruck hinterlassen hatte. In der Fachschaft gehörte er zu den Gründern der Fakultätszeitung «Theodorant» und war auch zwei Semester lang Präsident der Studierenden und als solcher auch ihr Vertreter in den Fakultätssitzungen mit Professoren und Assistierenden. 1980 verbrachte er gemeinsam mit seiner zukünftigen Frau Christine ein Semester an der evangelischen Fakultät der Universität Wien, wo vor allem die Persönlichkeit von Prof. Wilhelm Dantine Rolf‘s Studium prägte.
Zurück in Zürich versah Rolf im Wintersemsester 1980/81 eine Assistenz beim Praktischen Theologen Prof. Robert Leuenberger.
1981, also noch während des Studiums heiratete Rolf Diezi seine Kollegin Christine Straub. Dem Paar wurden drei Kinder geschenkt.
Nach dem Staatsexamen 1983 absolvierte er das Vikariat bei Pfr. Huldrych Meyer in Zürich-Affoltern. 1984 wurde Rolf vom Zürcher Kirchenratspräsidenten Rudolf Reich in Marthalen ordiniert.
Zur Überbrückung der Zeit zwischen Ordination und Antritt der ersten Pfarrstelle in der Kirchgemeinde Lohn-Stetten-Büttenhardt arbeitete Rolf als Pfarrverweser in Dietikon ZH. Es mussten zuerst Abklärungen gemacht werden, wie ein Pfarrerehepaar in eine Schaffhauser Kirchgemeinde gewählt werden könnte, was die Schaffhauser Kantonalkirche Rolf und Christine gegen den Willen des damaligen ablehnenden Schaffhauser Regierungsrates ermöglichte.
1984 konnte die Stelle auf dem Oberen Reiat angetreten werden. Bald zeigte sich, dass Rolf seine Liebe zur Arbeit mit den Jugendlichen aus dem Studium ins Pfarramt mitgenommen hatte.
Nachdem die Zürcher Kantonalkirche in der Ermöglichung des Jobsharings im Pfarramt nachgezogen hatte, bat Kirchenratspräsident Ernst Meili das Ehepaar Diezi beim Zusammentreffen an der 1. Europäischen Ökumenischen Versammlung in Basel ins Zürcher Ministerium zurückzukehren. So waren die nächsten Stationen Birmensdorf und Schlieren im Limmattal, wo Rolf auch an der Kanti Urdorf Religion unterrichtete.
In Schlieren fand Rolf Diezi zu einer weiteren Leidenschaft: Die freiwillige Feuerwehr. Er liebte die starke Kameradschaft und das bedingungslose Vertrauen der Feuerwehrleute zueinander.
Von 1995 bis 2007 war er Mitglied der Zürcher Synode, wo er eines seiner grossen Anliegen initiieren konnte: Die Notfallseelsorge. Rolf hatte sich bei der Psychotraumatologin Dr. Gisela Perren zum Debriefer ausbilden lassen und wurde dann Mitglied des Debriefing-Teams der Kantonalen Feuerwehr. Als solcher war er nicht nur bei kleineren Ereignissen, sondern auch bei Grosseinsätzen wie dem Crossair Flugzeugabsturz 2001 bei Bassersdorf oder dem Attentat im Zuger Kantonsparlament, ebenfalls 2001, im Einsatz.
In der Folge arbeitete er mit Dr. Gisela Perren zusammen, sei es als Referent am 4. Weltkongress für Psychotraumatologie in Buenos Aires (Argentinien) zum Thema „Erste psychologische Hilfe für Feuerwehrleute“, oder als Co-Trainer bei Debriefingkursen.
Auch in der Pfarrstelle Hinwil, die er wieder mit seiner Frau teilte, war Rolf in der Feuerwehr.
2002 machte er die Ausbildung zum Notfallseelsorger und war Mitglied des Notfallseelsorgeteams des Bezirks und zeitweise auch Regionalverantwortlicher.
September 2008 bis Februar 2009 konnte er ein Sabbatical machen. Zeitweise in England mit Kontakten zur dortigen Feuerwehrseelsorge und der Seelsorge für die Arbeiter an der Olympic site (Olympiade 2012 in London), zeitweise in Indien (Besuch des HEKS India und des im Zürcher Oberland weitverbreiteten Hilfswerks «Ein Dorf für Indien») und auch in Israel-Palästina (Friedensarbeit).
Da die erwachsen gewordenen Kinder nicht mehr im Pfarrhaushalt lebten, nahm Rolf Diezi ab Dezember 2009 nebst seinem 50%-Gemeindepfarramt die Arbeit als teilzeitlicher Seelsorger an der Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich auf – eine Stelle, an welcher er seine grosse seelsorgerliche Begabung leben konnte.
2013 zog das Ehepaar Diezi ins Zürcher Weinland, nach Dorf, wo sich der berufliche wie der private Kreis schliessen sollten: zurück in ein kleines Dorfpfarramt und zurück in die Gegend, in welcher Rolfs Grossmutter als Messmerin auch für die Kirche gearbeitet hatte.
Ein Vierteljahr vor seiner Pensionierung erlitt Rolf Diezi einen schweren Herzinfarkt, der ihm die Weiterführung seiner geliebten Arbeit verunmöglichte. Aber er haderte nicht mit diesem Schlag, sondern sagte schlicht: «Jetzt hat mich halt der Herrgott pensioniert.»
2020 zog das Ehepaar nach Hadlikon in die Gemeinde Hinwil zurück. Die Medikamente gegen das Vorhofflimmern lösten eine Lungenfibrose aus, der er am 3. April 2023, in der Karwoche, erlag. Auch hier war die ruhige Akzeptanz seines Schicksals einfach nur bewundernswert.
Am 14. April nahm eine grosse Gemeinde in der übervollen Kirche Rüti Abschied von Rolf Diezi – Menschen aus allen Kirchgemeinden, in denen er gewirkt hatte und Feuerwehrleute aus dem ganzen Kanton nahmen gemeinsam mit muslimischen und jüdischen Freunden Abschied.
Tage vor seinem Tod hatte er zu seinem Freund und Kollegen, Pfr. Roman Angst gesagt: «Ich bin Hiob – der Herr hat‘s gegeben, der Herr hat‘s genommen, gelobt sei der Name des Herrn».
Christine Diezi-Straub, Hinwil-Hadlikon ZH