Am 5. Februar 1928 wurde mein Vater in Reichenbach im Kandertal geboren. Die Primarschule besuchte er in Reichenbach, die Sekundarschule in Frutigen. Schon mit 10 Jahren erkrankte er an Diabetes, seine Eltern mussten um ihr einziges Kind bangen. Die Krankheit hat sein ganzes Leben geprägt.
Im Internat in Schiers besuchte er das Gymnasium und schloss 1949 mit der Maturität Typus A ab. Anschliessend studierte er in Bern Theologie. Er liess es sich nicht nehmen, auch je ein Semester in Zürich und Basel zu studieren. Die Veranstaltungen mit Karl Barth waren der Höhepunkt seines Studiums. Barths Theologie war ihm während seines ganzen Lebens wichtig.
1954 hat er Alice Meili aus Weisslingen geheiratet. Im gleichen Jahr sind die beiden nach Sankt Stephan im Simmental gezogen. Dort hat er seine erste Stelle als Gemeindepfarrer gestaltet.
In Sankt Stephan wurden ich - Christoph und meine Schwester Alice geboren. Nach dem Wechsel an seine zweite Pfarrstelle in Rüeggisberg wurde meine zweite Schwester – Catherine – geboren.
Nach vier Jahren – 1961 – zogen wir nach Ittigen bei Bern. Unsere Eltern wollten uns eine gute Ausbildung ermöglichen. Mein Vater ist einem Ruf des Kirchgemeinderats gefolgt. Während seiner ganzen Tätigkeit als Pfarrer hat er gerne gepredigt. Die österliche Botschaft von der Auferstehung Christi hat bei ihm viele dankbare Zuhörende gefunden. Er hatte ein gutes Gespür für die Jugendlichen. Seine Konfreisen ins nahe Ausland mit dem VW – Bus waren sehr beliebt. Eine Idee, die er mit viel Engagement verfolgt hat, war die Planung und der Bau des ökumenischen, kirchlichen Zentrums in Ittigen. Theologisch liess er sich immer wieder anregen durch das Studium der kirchlichen Dogmatik und anderen Schriften von Karl Barth.
In Ittigen ist er auch seinen Hobbys nachgegangen: Im Keller war eine Schreinerwerkstatt. Hier hat er kleine Möbel und Spielsachen für uns gezimmert. Wichtig war ihm auch seine Markensammlung. Höhepunkt des Jahres waren unsere Familienferien. Zuerst mit dem Zelt, später mit dem Wohnwagen genossen wir die Auszeit auf Campingplätzen am Meer in Italien, Frankreich und Spanien.
Mit unserem Erwachsenwerden suchten unsere Eltern eine neue Herausforderung. 1977 trat mein Vater die Einzelpfarrstelle in Diegten – Eptingen BL an. Zusammen mit unserer Mutter zog er dort ins Pfarrhaus. Er betreute dort zwei Kirchen.
Doch es zog unsere Eltern wieder zurück ins Bernbiet. 1981 trat er seine letzte Stelle in Münchenbuchsee an. Sein Schwerpunkt war der Unterricht. Mit grosser Begeisterung machte Konflager in Südfrankreich. «Christ ist erstanden». Mit dieser Botschaft stärkte er seinen Zuhörenden am Sonntagmorgen immer wieder den Glauben. In Münchenbuchsee kauften unsere Eltern ein Haus und lebten dort.
Sein Leben war überschattet von seiner Krankheit Diabetes, die viele Kräfte raubte. Unsere Mutter unterstützte ihn mit Rat und Tat. Die abnehmende Sehkraft behinderte seine Arbeit zunehmend. Andere Leiden kamen dazu. Nach einem Herzinfarkt trat er nach 35 Jahren Gemeindepfarramt im Jahr 1989 in den Ruhestand. Anschliessend hat er ein ruhiges, zurückgezogenes Leben geführt. Nach einem kurzen Spitalaufenthalt ist er für uns alle unerwartet am 30. Januar 1997 gestorben.
Wir sind dankbar für viele schöne, erfüllende Momente mit ihm. Er hat immer wieder neu Kraft bekommen, die nicht einfachen Aufgaben zu erfüllen. Viele gute Erinnerungen an ihn und unsere Mutter bleiben uns erhalten.
Christoph Zeller - Zbinden