Der Winterthurer Bürger Ernst Ramp wurde am 11. September 1911 geboren und wuchs in seiner Heimatstadt auf. Nach der obligatorischen Schulzeit und der Ausbildung am Gymnasium absolvierte er nach Erreichen der Maturität eine Notariatslehre. Dann wandte er sich in Zürich dem Theologiestudium zu. Nach Abschluss dieses Studiums wurde er am 10. November 1940 in Küsnacht ZH zum Verbi Divini Minister ordiniert. In Wiesendangen ZH war er 1940 zuerst Provisor und ab 1941 gewählter Gemeindepfarrer. Seine Gattin Elisabetha Ramp geb. Stuber unterstutzte ihn in der Gemeindearbeit.
Seine wissenschaftlichen Interessen insbesondere in Reformationsgeschichte bewogen ihn, neben der Wirksamkeit als Pfarrer eine Dissertation zu erarbeiten. Auf Anregung des Zürcher Kirchengeschichtlers Prof. Dr. Fritz Blanke klärte er minutiös die Stellung der Reformatoren Luther, Zwingli und Calvin zur Zins- und Wucherfrage. So erlangte er 1948 an der Philosophischen Fakultät I in Zürich den Doktorhut, und 1949 wurde seine Arbeit veröffentlicht mit dem Titel: „Das Zinsproblem – eine historische Untersuchung“. Daneben war er auch an Kunstgeschichte interessiert und hat sich u.a. intensiv mit den kurz vor 1500 gemalten spätgotischen Wandmalereien in „seiner“ Kirche Wiesendangen beschäftigt.
Im Jahre 1951 wechselte er ins Pfarramt auf die gemeindeeigene Pfarrhelferstelle in Zürich-Höngg mit Sitz in Oberengstringen. Diese Stelle wurde 1952 in eine staatliche Pfarrstelle umgewandelt und Ernst Ramp wurde zum Gemeindepfarrer in Oberengstringen gewählt. Nach diesem achtjährigen Einsatz wurde er 1961 an die Stadtkirche Stein am Rhein berufen und wohnte nun während sechs Jahren im idyllischen grossen Pfarrhaus am Rheinufer des Städtchens.
1967 kehrte er in den Kanton Zürich zurück und wirkte vom 1. April 1967 bis zu seiner Pensionierung 1976 als Spitalseelsorger am Kantonsspital Winterthur. Die Aufgabe der Spitalpfarrer war vielseitig. Neben den wöchentlichen Patientenbesuchen und dem Gottesdienst kam die seelsorgliche Betreuung des Pflegepersonals, Unterricht an der Krankenpflegeschule und die Besorgung der Patientenbibliothek hinzu, ebenso die Zusammenarbeit mit einigen Gemeindepfarrern von Landgemeinden, die je für einen Tag pro Woche nebenamtlich in der Spitalseelsorge angestellt waren. Einige Jahre gehörte zum Pensum auch die Seelsorge im Kantonalen Pflegeheim Wülflingen dazu. Mit Einfühlungsvermögen und Verständnis wirkte Ernst Ramp ab 1976 im „Ruhestand“ noch ein halbes Jahr als Verweser in seiner bisherigen Aufgabe, bis sein Nachfolger das Amt antreten konnte. Bis zu seinem Tod am 12. Januar 1994 lebte Ernst Ramp in seiner Heimatstadt Winterthur. Alle, die ihn kannten, behalten ihn in dankbarer Erinnerung.
Christoph Buff, Stein am Rhein, 2020