1904 in Biel geboren, besuchte Werner Weibel daselbst die Schulen und absolvierte hernach seine theologischen Studien in Bern, Tübingen und Zürich. Der geistige Aufbruch der zwanziger und dreissiger Jahre prägte den jungen Pfarrer. Nach einer ersten Stelle im Hinterthurgau wurde ihm die Betreuung der grossen Steiggemeinde in Schaffhausen übertragen. Dies war eine Aufgabe, die angesichts der damaligen bedrohlichen nördlichen Nachbarschaft Mut und Standfestigkeit erforderte. Weibels brillante Predigten wurden zu einem Stück geistiger Landesverteidigung. Zentrale Anliegen waren Werner Weibel aber auch die Seelsorge und ganz besonders die Jugendarbeit.
In den auf die Schaffhauser Zeit folgenden mehr als zehn Jahren an der Neumünsterkirche in Zürich begann er sich immer mehr gezielten psychologischen Studien zu widmen, dies aus der Überzeugung heraus, dass so mancher Mensch neben der priesterlichen auch psychologischer Hilfe bedürfe. So wagte der Fünfzigjährige einen beruflichen Neuanfang.
Die Arbeit in einer psychologischen Privatpraxis sowie im begleitenden Journalismus wurde zur erfüllenden Lebensform. In manchen Zeitungen und Zeitschriften waren seine Besprechungen psychologischer Probleme zu lesen. Viele dieser Texte verfasste er zusammen mit seiner zweiten Gattin, Margrit Weibel-Baumann. Seit 1965 wohnte die Familie in Küsnacht ZH. Auf langen Waldspaziergängen, ausgedehnten Reisen und aus der Pflege seiner kulturellen Neigungen schöpfte Werner Weibel Kraft für seine verantwortungsvolle Aufgabe. Seine Wahlheimat, wo er auch seine treuesten Freunde gefunden hatte, musste er erst in der letzten Lebensphase infolge einer sich verschlimmernden Parkinson-Erkrankung verlassen. Am 18. Juli 1997 schlief er für immer ein.
Aus dem Jahrheft 1998 der „Ortsgeschichte Küsnacht“ (S.127-128), mit freundlicher Abdruckbewilligung seitens des Schriftleiters Herrn Dr. A. Egli, Küsnacht