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Jan Madjar

*01.11.1958  †04.07.2020

Nachruf

2001 Aufnahme in den bernischen Kirchendienst
Er redete mit der Gemeinde, statt sie zu überreden

Anfang Juli ist Jan Madjar, seit 20 Jahren reformierter Pfarrer in Wengen, unerwartet im Amt verstorben .



1983 kam Jan Madjar in die Schweiz, um an der internationalen theologischen Hochschule in Rüschlikon sein Theologiestudium anzutreten.
In der Vojvodina aufgewachsen, hatte er bei seinem Studienbeginn in Zürich bereits erfüllte Lebensjahre und ein Uni-Abschluss der Ökonomie hinter sich.
Erste Berufserfahrungen holte er sich vorerst in der Sozialpädagogik und in der Diakonie, wo er während acht Jahren tätig war.
Anschliessend folgte das praktische Semester an der Uni Bern. Sein Vikariat schloss er in der Friedenskirche in Bern ab. Im Jahre 2000 trat er die Pfarrstelle in Wengen zuerst als Verweser, ein Jahr später als offiziell gewählter Pfarrer an. Es sei ihm ein Anliegen, mit der Gemeinde zu reden, anstatt sie zu überreden, erklärte Jan Madjar an seiner Amtseinsetzung. Und dies tat er intensiv. Er suchte und fand den Kontakt zur Bevölkerung, begleitete unzählige Menschen bei Gottesdiensten, Trauungen, Taufen und bei Beerdigungen. Seine Projekte und Initiativen, namentlich in der Jugendarbeit und mit Senioren, bleiben uns nachhaltig in Erinnerung. Ein Nachdiplomstudium zum Gefängnisseelsorger ergänzte seine pfarramtliche Tätigkeit. Während drei Jahren betreute er nebenamtlich Sträflinge in Hindelbank, Burgdorf und Witzwil. Längere Auslandsaufenthalte und seine Sprachkenntnisse zeichneten Jan Madjars Wesen aus. Seine Weltoffenheit und seine Freude am Kontakt mit Menschen aus aller Welt waren dadurch weithin spürbar.

Er prägte das Dorfleben

Die Stelle in Wengen schien für ihn bestens zu passen.
Jan Madjar prägte die Kirchgemeinde und vor allem das Dorfleben von Wengen mit seinem unverwechselbaren Humor, seiner Offenheit und seinem tiefen Vertrauen in Gott und das Leben. Seine besondere Liebe galt der Musik, dem Gesang und dem Sport, nebenbei erlernte er in Wengen das Alphorn- und das Schwyzerörgelispiel sowie Skifahren.
Seine letzten Lebensjahre waren von der schleichenden Krankheit Multiple Sklerose gezeichnet. Doch er arbeitete unverdrossen weiter. Begleitet und getragen von seiner Frau Jacqueline, seinen zwei Kindern, den Familienangehörigen, der Kirchgemeinde und einem grossen persönlichen Umfeld, konnte er das Pfarramt in einem reduzierten Umfang weiterführen. Er bewahrte weiterhin seinen Lebensmut und die Zuversicht und war imUmgang mit seiner Krankheit für viele ein Vorbild.
Mitte April 2020 ging er mit Freude in seinen verdienten Studienurlaub, übte sich im „Herzensgebet" und nahm an einem Studiengang „Wachet und betet“ teil.
Für alle überraschend ist Jan Madjar am 4. Juli im 62. Lebensjahr gestorben.
Am 17. Juli nahm eine grosse Trauergemeinde in der Kirche Wengen und via Direktübertragung Abschied von ihm.