2004 Aufnahme in den bernischen Kirchendienst
Drei Stellen waren damals im Internet ausgeschrieben: Eine in Tansania, eine in Rom und eine in Zuchwil. Ralf Bethke entschied sich für Zuchwil und kam 2002 zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern zu uns. Am Samstag, 28. März 2020 ist er völlig überraschend und plötzlich gestorben.
Sein letzter Text, den er im Anzeiger veröffentlicht hat, beginnt mit den Worten: "Es tut wirklich weh…" Ja, das tut es. Es tut vielen weh, dass Ralf Bethke nicht mehr bei uns ist, dass wir nicht mehr mit ihm sprechen, nicht mehr mit ihm unsere Spässe machen können, dass wir seine Erwiderungen, die mit feinem Humor und scharfem Verstand gewürzt waren, nicht mehr hören werden. Auch seine direkte Art werden wir vermissen, seinen Widerstand gegen alles, was sich nur aus hierarchischen Gründen und nicht aus wirklicher Autorität und kritischer Reflexion begründet. Vor allem aber werden wir sein grosses Herz vermissen, mit dem er auf so viele Menschen zugegangen ist, so viele Menschen begleitet hat. Er tat dies als Pfarrer bei Gottesdiensten, Taufen, Trauungen oder Beerdigungen, im Kollegium, in Gremien und bei vielen anderen Anlässen mehr. Er tat dies als Kollege beim Sport. Er tat dies als Partner, als Freund, einfach als einer, der mit uns gelebt hat und der die Herzen anderer erreichen konnte. Er tat dies mit Charme, mit Schalk und indem er sich selbst und andere immer wieder hinterfragte.
Ralf Bethke war ein aussergewöhnlicher Mensch, der sich in kein Schema pressen liess. Er konnte auch unbequem sein. Er hatte die Fähigkeit, quer zu denken und er stellte sich auch mal quer. Nicht umsonst liebte der den Philosophen Nietzsche und zitierte ihn oft und regelmässig. Mit seinem Humor, der auch sehr schwarz sein konnte, kokettierte er auch immer wieder mit dem Tod. Und der Tod, nein, der machte ihm keine Angst. Media vita in morte sumus. Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen. Ein Zitat, das ihn im Alltag, im Beruf und oft auch in einem seiner Hobbies, dem Malen begleitete.
"Es tut wirklich weh…", so begann sein Text. Das Weh-Tun bezog sich allerdings nicht auf den Tod, sondern auf die coronabedingten Leerstellen im Veranstaltungskalender der Kirchgemeinde. Es wäre aber nicht Ralf Bethke, wenn der Text dort stehengeblieben wäre. "Positiv gesehen, zeigt uns diese Leerstelle eben auch, welchen Schatz wir in normalen Zeiten haben." Ein Schatz, den wir leider oft und zu Unrecht als selbstverständlich betrachten. Es gibt wohl nichts, was uns dies mehr vor Augen führen würde als der Tod. Und weil Ralf Bethke ein leidenschaftlicher Theologe war, folgt in seinem Text, mit einem Verweis auf die Ostertage, die vor uns liegen, die Aussage: "Wir dürfen hoffen, dass aus dem, was im Moment zu Ende ist, Gott wieder Neues, Lebendiges werden lässt." Das war seine Haltung zum Tod.
Ein grosses Herz, ein scharfer Verstand, Humor, ein breiter Rücken und eine Berliner Schnauze. So fasste eine Kollegin ganz spontan Ralf Bethkes Art zusammen.
Seiner Familie gilt unsere ganze Anteilnahme und Unterstützung. Ralf Bethke selbst braucht diese Unterstützung nicht mehr. Er ist in guten Händen.
Im April 2020, Reto Bichsel-Triches