Am 30. April hat sich der Lebenskreis des früheren Ostschweizer Gehörlosenseelsorgers Pfarrer Walter Spengler geschlossen; er starb drei Monate nach seinem 91. Geburtstag. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof der Lommiser Dreifaltigkeitskirche, deren Bau er initiiert und gefördert hat.
In Engwilen aufgewachsen, studierte er nach der Frauenfelder Kantonsschulzeit in Zürich Theologie. Von 1953 bis 1961 wirkte Walter Spengler in seinem Wohnort Stettfurt und ab 1961 zusätzlich in Lommis als Gemeindepfarrer. 1974 folgte er dem Ruf zum vollamtlichen Gehörlosenseelsorger für die Kantone St. Gallen, Appenzell, Glarus und Thurgau mit Sitz in St. Gallen. In nicht weniger als zwölf Ortschaften hielt er Gottesdienste für seine weitverzweigte Gemeinde; an der Sprachheilschule St. Gallen erteilte er Religionsunterricht und setzte sich bei zahlreichen Sozialeinrichtungen für die Belange der Gehörlosen ein. So war er u. a. Mitbegründer und Präsident der Thurgauischen Sprachheilschulen in Romanshorn, Frauenfeld und Märstetten. Als Präsident der Kommission für kirchliche Bauten arbeitete er eng mit der Thurgauer Denkmalpflege zusammen. Über ein halbes Jahrhundert wirkte Walter Spengler in verschiedenen Funktionen in der Herausgeberschaft des Thurgauer Kirchenboten. Gerne erinnerte er sich an seinen Dienst als Feldprediger in der Grenzbrigade 7. Als versierter Reiseleiter begleitete Walter Spengler mehr als 1200 Frauen und Männer Fahrten Orte mit vorwiegend biblischem und kirchengeschichtlichem Hintergrund. Bis in seine letzten Tage nahm Walter Spengler Anteil am Geschehen „seiner“ Thurgauer Kirche, die ihm viel zu verdanken hat.
Hans Ruedi Fischer