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Robert Heinrich Oehninger

*27.02.1920  †16.04.2016

Einsatzorte

: Knonauer Amt, ZH
: Ossingen, ZH
: Winterthur, ZH
Bild Robert Heinrich Oehninger

Zum Gedenken an den Pfarrer und Autor Robert Heinrich Oehninger

Am Freitag, 16. April, starb nach langer Leidenszeit mein Amtsbruder und Freund Robert Oehninger im von ihm sicher nicht erwarteten Alter von 96 Jahren. Als er sein Amt an der Stadtkirche vorzeitig niederlegen musste, wollte sein Herz nicht mehr. In einem Büchlein, «Kardio, ein Weg über fünf Bypässe» (1999), hat er für alle Herzkranken eine Betrachtung darüber geschrieben.

Doch seine frühzeitige Pensionierung in den 80er-Jahren gab ihm neuen Aufschwung. Er vertiefte sich in die Lebensbeschreibungen, die Viten, welche die Mystikerin Elisabeth Stagel von ihren Mitschwestern im Kloster Töss verfasst hatte. Auch über die Tössemer Mitschwester Prinzessin Elisabeth von Ungarn (1295– 1336) hat er ein Buch verfasst.

Was Robert Heinrich Oehninger auszeichnete, waren Schlichtheit und Bedächtigkeit. Alle verstanden ihn, er sprach und schrieb langsam und schnörkellos. Nicht umsonst heisst sein persönlichstes Werk «Kriechspur». Es ist eine Darstellung seines Werdegangs aus armen Verhältnissen in Horgen zum Studium in Zürich und zum Pfarrer. Wie einer, der auf die Autobahn einbiegt und sieht, wie andere schneller sind – und doch holt er auf. Heute spricht man wieder vom Lob der Langsamkeit, sprich Überwindung.

Erstlingswerk schlug voll ein

Als junger Pfarrer im Knonauer Amt wurde er vor das Problem der Abdankungen gestellt, bei denen die Wahrheit verschwiegen werden musste. Ein Dorfgewaltiger war im Rausch verunglückt. Aus Robert Oehningers Gewissenskampf entstand sein Erstlingswerk «Die Bestattung des Oskar Lieberherr». Das Buch schlug ein und wurde sogar verfilmt. Aber er selbst spürte, dass man dabei den Schriftsteller und den Pfarrer zusammenschüttete, und begab sich ans andere Ende des Kantons. Wir holten ihn an die Stadtkirche, wo er beides frei betätigen durfte. Seine Frau Rosmarie tippte ihm dabei jeweils alle Texte ins Reine.

Seit über 30 Jahren war er nun fern von seiner Kanzel. Wer ihn gekannt, gehört oder auch gelesen hat, weiss, dass er einer grossen Sache treu gedient hat.

Verfasst von Pfarrkollege Theodor Dieterle, erschienen im "Landboten", Tageszeitung von Winterthur und Umgebung, in der Ausgabe vom 21. April 2016

VIELFÄLTIGES WERK

Robert Heinrich Oehningers breites literarisches Werk umfasst Romane, historische Recherchen, Theaterstücke und Hörspiele, gesamthaft rund 20 Titel. Er wurde mehrfach ausgezeichnet: 1966 mit der Anerkennungsgabe der Stadt Zürich, 1981 erhielt er dieselbe Auszeichnung in Winterthur und 1982 die Anerkennungsgabe des Kantons Zürich. mgm

Verfasst von Pfarrkollege Theodor Dieterle, erschienen im "Landboten", Tageszeitung von Winterthur und Umgebung, in der Ausgabe vom 21. April 2016