Obwohl Paul Leupin die Mittelschule in der Stadt Basel besuchte und an der dortigen Universität sein theologisches Rüstzeug erwarb, wies seine markant-breite Mundart eindeutig auf seine basellandschaftliche Herkunft hin: In Muttenz ist er mit zwei Schwestern zusammen aufgewachsen, besuchte hier die Primarschule und entdeckte in der Werkstatt seines Onkels seine Freude am Holz und seine handwerkliche Begabung.
An seiner ersten Stelle, 1954 bis 1957 in Schaffhausen-Steig, sammelte er wertvolle Erfahrungen dank anregender Zusammenarbeit mit Pfarrer Peter Vogelsanger. In diesen von Fröhlichkeit und Glück geprägten Jahren erwachte seine Liebe zu Maria Mäder. Nach dem Wechsel 1957 nach Wangen-Brüttisellen schlossen sie hier im Herbst 1959 den Bund ihrer Ehe. Hier, wo er bis 1965 wirkte, wurden ihnen ihre ersten Kinder geschenkt, 1961 Andreas und 1964 Marianne. Ihre Kinder Ruth und Christoph wurden ihnen 1967 bzw. 1971 in Küsnacht geboren; denn 1965 wurde Paul Leupin als Jugendpfarrer hierher berufen und entfaltete sein eindrückliches Lebenswerk, woraus hier nur einige Besonderheiten seines Schaffens erwähnt seien:
Christliche Glaubenserfahrungen, Einblicke in andere Religionen und Kulturen, Respekt und Toleranz vermittelte er im Oberstufenunterricht an der Sekundarschule in Küsnacht und während Jahren auch am Gymnasium „Hohe Promenade“ in Zürich. Zu wertvollen Erlebnissen und prägenden Erfahrungen verhalf er einer Vielzahl von Jugendlichen in etwa 50 Arbeitslagern zugunsten der Bergbevölkerung. Da wurde unter bescheidensten Bedingungen gegraben, gebaut, geflickt, erneuert, sei es beim Bau oder der Erneuerung von Alpställen, sei es beim Renovieren von Wegen. Gerne legte er selber fröhlich Hand an, ermunterte Zaghafte und verbreitete Begeisterung und Freude am Erfolg des Geleisteten. Dadurch stärkte er auch das Gemeinschaftsgefühl unter den Jungen. Zugleich gab er ihnen Gelegenheit, mit ihrer Hände Arbeit sich am christlichen Dienst am Nächsten im Auftrag der Kirche zu beteiligen. So wurden sie als aktive Glieder der Kirche ernst genommen und spürten ihre Zugehörigkeit zur Kirche ganz konkret. Aus dem so entstandenen JUKA (Jugedkafi) und dem damals renovierten Küsnachter Treffpunkt „Jürgehuus“ sind lebenslange Freundschaften hervorgegangen.
Organisieren lag Paul Leupin im Blut. So hat er immer wieder auch Fachleute beigezogen und für seine Vorhaben begeistert. Alle Mitmenschen, ob jung oder alt, kühn oder schüchtern, nahm er ernst und anerkannte sie in ihren Qualitäten und Talenten. Das befruchtete seine Arbeit, sei es mit Jungen, sei es mit Gemeindegliedern aller Schattierungen, mit Wehrmännern in der Armeeseelsorge und mit
Pfarrkolleginnen und -kollegen 1986 bis 1995 als Dekan des Pfarrkapitels Meilen.
In dieser Art motivierte er ebenfalls Neuzugezogene, im damals stark wachsenden Küsnachter Quartier Itschnach mit Alteingesessenen zusammen ein erstes Quartierzentrum zu gestalten: das „Baräggli“, wohl das bescheidenste (und billigste!) „Kirchgemeindehaus“ weit und breit. Es diente nicht nur kirchlichen Anlässen, sondern war auch ein beliebter und lebendiger Treffpunkt für verschiedenste Gruppen und für Familienfeste, worüber das von Paul Leupin herausgegebene Informationsblatt „z’Itschne“ berichtete.
Nach seinem Wechsel ins Quartier Heslibach im Jahre 1980 – er war mit seiner Familie ins Pfarrhaus am Theodor-Brunner-Weg umgezogen – , gestaltete er öfters auch Vortragsreihen mit Fachleuten, um das Nachdenken und das Gespräch zwischen Glauben und Wissen zu fördern. Seine Arbeitslager öffnete er nun älteren Semestern, zum Beispiel bei der Restaurierung einer orthodoxen Kirche im Osten Polens oder beim Pflanzen von Tännchen am bündnerischen Heinzenberg.
Voller Dankbarkeit zog er sich 1995 in den Ruhestand zurück. Dankbar war er vor allem auch gegenüber seiner Frau. Ohne ihre stille Hilfe im Hintergrund hätte er nie so vieles leisten können. Seinen Ruhestand verbrachte er bis zu seinem Tod 2013 in Weiningen ZH. Seine Tatkraft und sein warmherziger Umgang mit den Gemeindegliedern und weit über diese Kreise hinaus bleibt in guter Erinnerung.
Christian Möckli