Jakob Wahlen wurde am 19. Oktober 1932 als 2. Kind von Hermann und Margrit Wahlen-Rutschi in Lützelflüh geboren. Sein Vater war Sekundarlehrer in Lützelflüh und später kantonaler Schulinspektor. Zusammen mit seinem älteren Bruder Res hatte er eine glückliche Kindheit. Als er 11 Jahre alt war, bekam er noch den kleinen Bruder Samuel. Jakob besuchte die Primar- und Sekundarschule in Lützelflüh, danach besuchte er das Gymnasium in Burgdorf. Dort wurde er am Palmsonntag 1948 konfirmiert. Pfr. Arthur Schlaefli gab ihm den Konfirmandenspruch Ps 119,105 mit auf den Weg: „Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ Dieser Vers begleitete ihn durch sein ganzes Leben.
Zu dieser Zeit zog die Familie nach Burgdorf. Dort begann seine kirchl. Mitarbeit als begeisterter Sonntagschullehrer. Nach der Matura 1951 arbeitete er ½ Jahr als Stellvertreter an der Primarschule Ursenbach im Oberaargau. Danach studierte er Theologie an der Universität Bern, sowie je ein Semester in Basel – u.a. bei Karl Barth – und Heidelberg. Während der Semesterferien vermittelte ihm sein Vater immer wieder Stellvertretungen in Primarschulen.
Fürs Lernvikariat kam er 1956 in den Kanton Luzern, der 43 Jahre lang seine Heimat wurde. Nach dem Vikariat in Wolhusen wurde er 1957 mit 24½ Jahren zum Pfarrer der ref. Kirchgemeinde Luzern gewählt und hatte die Pfarrstelle in Malters und zeitweise auch Littau inne. Im Jahre 1960 war er für 3 Monate in Berlin und betreute dort als Seelsorger die Flüchtlinge aus der DDR.
Auf der Kirchengutsverwaltung seiner Kirchgemeinde in Luzern lernte er die Sekretärin Agi Binder aus Kriens kennen und lieben. Am 23. September 1960 gab er ihr das Ja-Wort für den Bund des Lebens. Bald wurde das neue Malterser Pfarrhaus belebt: 1962 wurde dem jungen Paar Elisabeth geschenkt, ein Jahr später folgte Andreas und 1965 noch Ruth. Alle drei sind verheiratet und haben zusammen 10 Kinder.
Im Jahre 1969 gab es einen Einschnitt in Jakobs Leben. Er wurde zum Leiter der Schweiz. Evang. Nilland-Mission gewählt. Dadurch zog die Familie um nach Luzern. 3 Jahre später konnte das Eigenheim in Oberkirch bezogen werden. Als Missionsleiter unternahm er – z.T. auch mit seiner Frau – viele, teilweise auch längere Reisen in die Nilländer.
Trotzdem hatte die Familie einen guten Zusammenhalt. In guter Erinnerung sind die vielen gemeinsamen Sommerferien als Familie im Zelt, z.B. an die Adria, nach Korsika, Griechenland, Süditalien etc. Da wurde den Kindern auch die Liebe zur Kultur mitgegeben. In den Herbstferien war die Familie meistens in der Schweiz unterwegs zu Ausflügen und Wanderferien. Gerne setzte er sich Abends ans Klavier und spielte Choräle. Auf längeren Autofahrten sang die ganze Famile verschiedene Lieder – da gab es noch kein Autoradio… So wurden die Kinder auch mit der Musik vertraut – jedes Kind durfte ein Instrument lernen. Auch die Vermittlung des christlichen Glaubens war den Eltern sehr wichtig. So war es für Jakob eine grosse Freude, dass alle drei Kinder in irgendeiner Form aktiv im Reich Gottes mitarbeiten. Dies erachtete er als Geschenk Gottes.
Während 30 Jahren bestimmte das Wohlergehen der Mission am Nil sein Leben. Zu den ursrpünglichen Ländern Aegypten, Sudan und Aethiopien kamen mit der Zeit dank seinem unermüdlichen Engagement noch weitere Länder hinzu: Tunesien, Rwanda, Ostkongo und Tansania. Da die Mission am Nil in Knonau ein Missionshaus beziehen konnte, wurde das Haus in Oberkirch im Jahre 1999 verkauft. Jakob zog mit Agi in die Parterre-Wohnung im neu erstellten Nachbarhaus des Missionshauses. Auch über die Pensionierung hinaus engagierte er sich im Rahmen seiner Kräfte weiterhin ehrenamtlich für sein Lebenswerk, die Mission, und half seiner Nachfolgerin Edith Lippuner mit Rat und Tat. So leitete er verschiedene Reisen nach Aegypten, einmal auch mit seiner Familie, um gemeinsam die Missionsarbeit kennenzulernen und war für viele Vorträge in der Schweiz und in der Slowakei unterwegs, wo ein Verein zur Unterstützung dieser Arbeit gegründet wurde.
Im November 2011 erlitt Jakob einen schweren Herzinfarkt. Davon hat er sich wieder einigermassen erholt, sodass er mit reduzierten Kräften am Geschehen der Mission teilnehmen konnte. In den knapp zwei Jahren, die ihm noch vergönnt waren, machte er zusammen mit Agi verschiedene Ausflüge mit der SBB-Tageskarte und freute sich an den Schönheiten der Schweiz. So fuhren sie am 53. Hochzeitstag am 23. September in den Jura und eine Woche später noch ins Berner Oberland.
In seinen ausführlichen Memoiren schrieb Jakob folgenden Schluss-Abschnitt: « Der Rückblick auf mein Leben stimmt mich sehr dankbar, besonders dem Herrn gegenüber, der mich treu behütet und bewahrt und auch sichtbar gesegnet hat. ER hat mich auch erlöst von meiner fehlbaren und sündigen Art und mich durch seine Gnade erneuert. Obwohl ich dies in keiner Art verdient habe noch je verdienen kann, hat er mir in seiner Gnade ewiges Leben verliehen. Sein Trost hat mich bis heute begleitet und sein Geist hat auch Früchte reifen lassen, über die ich nur staunen kann. Ich danke auch den vielen Freunden und Glaubensgeschwistern, die mich mit Geduld ertragen und – wie es oft nötig war – auch ermahnt und mir den Weg gewiesen haben. Möge unser Gott ihnen dies reichlich lohnen. » Soweit seine Memoiren.
Seine Kräfte nahmen zusehends ab. So hörte sein geschwächtes Herz in der Nacht auf den 8. Oktober plötzlich auf zu schlagen. Gott hat ihn heimgeholt und er darf nun schauen, woran er geglaubt hat. Wir sind dankbar für die vielen gemeinsamen Erlebnisse und werden ihn in seiner Art, seine Lebensweisheit, seinen Humor und auch seine Liebe vermissen.