Publiziert von: Verena Salvisberg
Bereitgestellt: 03.03.2025
Tagungsfazit
Hansjakob Schibler,
6 Thesen und Erläuterungen
1. Letztlich sind die einmal ordinierten reformierten Pfarrpersonen, in welcher Stellung auch immer, für die Ordination der ihnen nachfolgenden Pfarrpersonen im Dienst der reformierten Landeskirche zuständig und verantwortlich.
2. Die Unterschiede und Unzeitlichkeiten in den zu treffenden und schon getroffenen ausbildungsmässigen Massnahmen zu Behebung des Pfarrmangels in den kantonalen Kirchen unserer schweizerischen evangelischen Landeskirche scheinen nach dem an der Tagung erfolgten Austausch eher grösser und differenzierter als zuvor. Aber, dass es zu dieser Wahrnehmung gekommen ist, ist kein Nachteil.
3. Was der Universität bleiben muss, ist dafür weniger umstritten als angenommen: Bildung, geistig, ethisch, philosophisch (dabei eben auch theologisch) im universitären, dem humanistischen Menschenbild verpflichteten Sinn, (zu dem die Auseinandersetzung mit dem Weg und der Geschichte des Wissens, der Vernunft, der Kritik, dem Selbst gehört) vor aller spezifischen Ausbildung zur Erlangung einer konkreten technischen oder geistigen Berufsarbeit.
4. Und dies muss auch weiterhin Grundlage aller theologischer Kenntniserwerbung bleiben.
5. Griechisch und Hebräisch gehören zu den Grundvoraussetzungen des Theologiestudiums.
6. Eine vorzeitige Anstellung im Kirchendienst von angehenden Pfarrpersonen schon während des Studiums könnte mit einer vermehrten Teilnahme (bei Weiterbildung und Zusatzausbildung) von amtierenden Pfarrpersonen an universitären Veranstaltungen einhergehen. Dies als Attraktivitätssteigerung von Beruf und Studium.
Die Erläuterungen dazu
1. Dass es gelang unter der nicht ganz stillschweigenden Voraussetzung, dass, wer in einer schweizerischen Landeskirche ordiniert ist, auch mitverantwortlich ist für die theologischen und persönlichen Anforderungen aller weiter zu Ordinierenden, Pfarrpersonen aus allen mit diesen Fragen beschäftigen Bereichen, aus allen Sprachregionen der Schweiz zusammenzubringen, ist ein wichtiges Verdienst der Tagung.
2. Ich teile mit andern Teilnehmenden allerdings den Eindruck, dass nach allem, was wir voneinander gehört haben und voneinander lernen konnten, die Komplexität oder vielleicht auch die Ungleichzeitigkeit (zum Beispiel im Blick auf Genf und Lausanne im Unterschied zu den Fakultäten in der deutschen Schweiz, aber vielleicht auch zwischen Konkordat und Bern, oder eben auch bei Quest und Ithaka) im Ausarbeiten und Ergreifen von Massnahmen jetzt noch grösser erscheint als vorher. Wenn wir da die Einsicht (dank an unserer Tagung entstandener Kontakte) vorantreiben konnten, dass es unbedingt mehr Koordination und gegenseitige Konsultation zwischen den Fakultäten und den kirchlichen Ausbildungsverantwortlichen der Romandie und der deutschen Schweiz braucht, ist es trotzdem als Erfolg zu melden.
3. Zu unserer Hauptfrage, was bleibt der Uni, kristallisierte sich im Blick auf die aktuelle Not eine doch eher zeitlose fast beruhigende Antwort heraus: Die Universität hat (im Unterschied zu Akademien und Fachhochschulen und Technika) als Hauptaufgabe die Vermittlung von Bildung (neben der je spezifischen und weil wissenschaftlichen und kritischen immer auch umstrittenen Ausbildung) oder, wie es nach jüdischem Sprachgebrauch vielleicht auch heissen könnte, das verantwortliche Lehren und Lernen des Lehrens und Lernens des Menschen in unserer Zeit und Welt. Auch ein anderes Sprichwort hat da seine Berechtigung: Bildung ist das, was bleibt, wenn alles vergessen ist. Und die Universität hat in erster Linie, das, was in diesem Sinne bleiben kann, zu vermitteln. Und weil genau dies in der Universitas im klassischen Sinn unter allen beteiligten Natur- und Geisteswissenschaften zu erfolgen hat mit der Theologie mindestens noch als geisteswissenschaftlicher, (ehemals leitkulturgebender) Partnerin, könnte die Angst, dass der Mangel an Theologiestudierenden zu einem Ende der Theologie an den Universitäten führt, übertrieben sein.
4. Daraus folgt aber, es ist diese universale Bildung, Erlangung des Vorwissens aller Wissenschaft, philosophische Grundkenntnisse, Selbstreflexion des nach Wissen Strebenden, Geschichte des logischen und vernünftigen Denkens, der Weltenstehungstheorien, der Gotteslehren und Gotteskritiken, es ist diese Bildung nach wie vor als universitäre Grundlage aller Ausbildung zum Pfarrberuf und zur Erlangung der Ordination erforderlich.
5. Unabdingbare Voraussetzung, um sich konkret auf das Fach der Theologie und ihrer Grundlage der Bibel einzulassen, ist die Kenntnis der beiden Sprachen der Bibel: Hebräisch und Griechisch. Wie diese Kenntnisse erworben werden, darüber muss weiter debattiert werden, aber ein Studium ohne diese Kenntnisse ist nur in ganz begründeten Ausnahmen zuzulassen.
6. Wenn zur Behebung des Pfarrmangels die Attraktivität des Pfarrberufes durch Ermöglichung eines vorzeitigen bezahlten Engagements in der kirchlichen Gemeindearbeit gesteigert wird, erscheint dies fast als notwendig. Dabei darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass an der Attraktivität des universitären Studiums ebenso gearbeitet werden muss. Ein Weg könnte sein, dass die amtierenden Pfarrpersonen in ihrer Weiterbildung und Zusatzausbildung stärker als es sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, mit der Universität und ihren Ausbildern zusammenarbeiten und forschen, um so zu ermöglichen, dass Studierende auch an der Uni mit ihren späteren Berufskollegen in einen Austausch kommen und von dieser Perspektive auf den Berufsalltag reflektieren lernen.
1. Letztlich sind die einmal ordinierten reformierten Pfarrpersonen, in welcher Stellung auch immer, für die Ordination der ihnen nachfolgenden Pfarrpersonen im Dienst der reformierten Landeskirche zuständig und verantwortlich.
2. Die Unterschiede und Unzeitlichkeiten in den zu treffenden und schon getroffenen ausbildungsmässigen Massnahmen zu Behebung des Pfarrmangels in den kantonalen Kirchen unserer schweizerischen evangelischen Landeskirche scheinen nach dem an der Tagung erfolgten Austausch eher grösser und differenzierter als zuvor. Aber, dass es zu dieser Wahrnehmung gekommen ist, ist kein Nachteil.
3. Was der Universität bleiben muss, ist dafür weniger umstritten als angenommen: Bildung, geistig, ethisch, philosophisch (dabei eben auch theologisch) im universitären, dem humanistischen Menschenbild verpflichteten Sinn, (zu dem die Auseinandersetzung mit dem Weg und der Geschichte des Wissens, der Vernunft, der Kritik, dem Selbst gehört) vor aller spezifischen Ausbildung zur Erlangung einer konkreten technischen oder geistigen Berufsarbeit.
4. Und dies muss auch weiterhin Grundlage aller theologischer Kenntniserwerbung bleiben.
5. Griechisch und Hebräisch gehören zu den Grundvoraussetzungen des Theologiestudiums.
6. Eine vorzeitige Anstellung im Kirchendienst von angehenden Pfarrpersonen schon während des Studiums könnte mit einer vermehrten Teilnahme (bei Weiterbildung und Zusatzausbildung) von amtierenden Pfarrpersonen an universitären Veranstaltungen einhergehen. Dies als Attraktivitätssteigerung von Beruf und Studium.
Die Erläuterungen dazu
1. Dass es gelang unter der nicht ganz stillschweigenden Voraussetzung, dass, wer in einer schweizerischen Landeskirche ordiniert ist, auch mitverantwortlich ist für die theologischen und persönlichen Anforderungen aller weiter zu Ordinierenden, Pfarrpersonen aus allen mit diesen Fragen beschäftigen Bereichen, aus allen Sprachregionen der Schweiz zusammenzubringen, ist ein wichtiges Verdienst der Tagung.
2. Ich teile mit andern Teilnehmenden allerdings den Eindruck, dass nach allem, was wir voneinander gehört haben und voneinander lernen konnten, die Komplexität oder vielleicht auch die Ungleichzeitigkeit (zum Beispiel im Blick auf Genf und Lausanne im Unterschied zu den Fakultäten in der deutschen Schweiz, aber vielleicht auch zwischen Konkordat und Bern, oder eben auch bei Quest und Ithaka) im Ausarbeiten und Ergreifen von Massnahmen jetzt noch grösser erscheint als vorher. Wenn wir da die Einsicht (dank an unserer Tagung entstandener Kontakte) vorantreiben konnten, dass es unbedingt mehr Koordination und gegenseitige Konsultation zwischen den Fakultäten und den kirchlichen Ausbildungsverantwortlichen der Romandie und der deutschen Schweiz braucht, ist es trotzdem als Erfolg zu melden.
3. Zu unserer Hauptfrage, was bleibt der Uni, kristallisierte sich im Blick auf die aktuelle Not eine doch eher zeitlose fast beruhigende Antwort heraus: Die Universität hat (im Unterschied zu Akademien und Fachhochschulen und Technika) als Hauptaufgabe die Vermittlung von Bildung (neben der je spezifischen und weil wissenschaftlichen und kritischen immer auch umstrittenen Ausbildung) oder, wie es nach jüdischem Sprachgebrauch vielleicht auch heissen könnte, das verantwortliche Lehren und Lernen des Lehrens und Lernens des Menschen in unserer Zeit und Welt. Auch ein anderes Sprichwort hat da seine Berechtigung: Bildung ist das, was bleibt, wenn alles vergessen ist. Und die Universität hat in erster Linie, das, was in diesem Sinne bleiben kann, zu vermitteln. Und weil genau dies in der Universitas im klassischen Sinn unter allen beteiligten Natur- und Geisteswissenschaften zu erfolgen hat mit der Theologie mindestens noch als geisteswissenschaftlicher, (ehemals leitkulturgebender) Partnerin, könnte die Angst, dass der Mangel an Theologiestudierenden zu einem Ende der Theologie an den Universitäten führt, übertrieben sein.
4. Daraus folgt aber, es ist diese universale Bildung, Erlangung des Vorwissens aller Wissenschaft, philosophische Grundkenntnisse, Selbstreflexion des nach Wissen Strebenden, Geschichte des logischen und vernünftigen Denkens, der Weltenstehungstheorien, der Gotteslehren und Gotteskritiken, es ist diese Bildung nach wie vor als universitäre Grundlage aller Ausbildung zum Pfarrberuf und zur Erlangung der Ordination erforderlich.
5. Unabdingbare Voraussetzung, um sich konkret auf das Fach der Theologie und ihrer Grundlage der Bibel einzulassen, ist die Kenntnis der beiden Sprachen der Bibel: Hebräisch und Griechisch. Wie diese Kenntnisse erworben werden, darüber muss weiter debattiert werden, aber ein Studium ohne diese Kenntnisse ist nur in ganz begründeten Ausnahmen zuzulassen.
6. Wenn zur Behebung des Pfarrmangels die Attraktivität des Pfarrberufes durch Ermöglichung eines vorzeitigen bezahlten Engagements in der kirchlichen Gemeindearbeit gesteigert wird, erscheint dies fast als notwendig. Dabei darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass an der Attraktivität des universitären Studiums ebenso gearbeitet werden muss. Ein Weg könnte sein, dass die amtierenden Pfarrpersonen in ihrer Weiterbildung und Zusatzausbildung stärker als es sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, mit der Universität und ihren Ausbildern zusammenarbeiten und forschen, um so zu ermöglichen, dass Studierende auch an der Uni mit ihren späteren Berufskollegen in einen Austausch kommen und von dieser Perspektive auf den Berufsalltag reflektieren lernen.