Joyeuse et perplexe

Tagung 2024
Ces assises m’ont laissée perplexe jusqu’à un certain point. Les différentes contributions étaient là comme des monolithes, et les conférenciers/conférencières n’ont eu qu’à peine l’occasion de répondre à des questions ou de préciser leurs propos…
Colette Staub,
Die Tagung hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Die gehörten Beiträge blieben meiner Wahrnehmung nach ziemlich monolithisch im Raum stehen. Die Referenten hatten auch rein zeitlich kaum die Möglichkeit, genauer Auskunft zu geben. Ihre Voten blieben für mich allzu allgemein und wenig konkret. Jedenfalls bin ich zwar mit Freude über die getroffenen Menschen und die Fülle an Kirchenlandschaften heimgefahren, aber stehe nun unter dem Eindruck der erlebten Desorientierung, was denn nun eigentlich "Pfarrer sein" bedeute und welche Ausbildung dafür für nötig erachtet wird.

Zwei Strömungen waren dennoch feststellbar:
• Konrad Schmid als klaren Vertreter der universitären Ausbildung, welche eine Theologie im Blick hat, die der "intellektuellen Redlichkeit" und der Reflexion verpflichtet ist.
• Eine recht grosse Masse bewegt sich eigentlich in der Richtung, dass Uni, Bildung und Reflexion ja ganz interessant sind, aber eigentlich auch ein gar teurer, veralteter Luxus aus dem 19. Jhd. und dessen Bildungsbürgertum, den man auf ein Minimum beschränken kann, denn Hauptsache ist die betende und feiernde Gemeinschaft, die sich marktkonform Gelder aus der Wirtschaft und wohl auch von reichen, frommen Gönnern andienen muss, was sich wohl im Ansatz von Lukas Kundert am klarsten zeigte.

Nur, wie einige zu Recht monierten: dann braucht es die reformierte Kirche wirklich nicht mehr - das machen die Freikirchen ganz passabel. Nur eben auf Kosten einer differenzierten Reflexion und einer Theologie, die noch den Namen verdienen könnte. "Kirche" verliert damit den Anschluss an die Zivilgesellschaft völlig, schliesst sich ab von einer naturwissenschaftlich geprägten Welt , und verliert ihre gesellschaftliche Auskunfts- und Reflexionsfähigkeit in polarisierenden Situationen (wie bei Covid-Pandemie erlebt) noch stärker als bisher. Ich finde das sehr schade - denn gerade in multikulturellem und interreligiösem Umfeld ist vertiefte Reflexionsfähigkeit unerlässlich, um im Gespräch bleiben zu können.

Ich sehe meine Arbeit als Pfarrerin darin, angespannte Situationen zu "entladen", die Menschen an mich herantragen. Diese Anspannungen stammen oftmals aus religiösen Texten und Traditionen, die gerade wegen ihrer emotionalen Aufladung auch immer kritisch zu befragen sind, insbesondere, wenn sie Leben, und die Freude am Leben, hindern. Ich jedenfalls kann diese Arbeit nur leisten, weil ich an der Universität studiert habe, und zwar möglichst breit, und mich weiterhin in philosophischem und psychologischem Denken übe und in engem Austausch mit ähnlich Orientierten stehe.

Als einzige Berner Stimme konnte ich zum Berner Modell mit PrädikantInnen, KatechetInnen und SozialdiakonInnen Auskunft geben, welches zu meinem Erstaunen vielen Schweizer Pfarrpersonen unbekannt war und mit Interesse aufgenommen wurde.

Colette Staub, Pfarrerin in Frutigen
03.03.2025 11.07 Doris Wili, ehemals Pfrn. in Solothurn
Ja, etwas ratlos, aber auf andere Art: Ich hatte einen Brief geschrieben (Datum 2.Sept. 2024) mit einer persönlichen Stellungnahme, da ich selbst nicht an die Tagung in Kappel kommen konnte - und ausserdem ja pensioniert bin! - weil ich das Dilemma um die Pfarrerausbildung (qualitativ möglichst gut und fundiert (z.B. Sprachen), aber doch möglichst schlank und gut machbar) auch zu kennen meine. Ich erhielt keine Eingangsbestätigung auf mein Mail, geschweige denn eine inhaltliche Rückmeldung.
Ich meine dabei nicht etwa, mein darin geäussertes Anliegen sei 'das Gelbe vom Ei' gewesen. Aber ich dachte, in unserer 'Umbruchszeit' seien vielleicht auch Gedanken wie der meine mindestens mitzubedenken, wenn auch nur als ganz kleiner 'Mosaikstein' innerhalb der vielen Dringlichkeiten, allerdings ein Mosaikstein, der mit der eigenen beruflichen Erfahrung zu tun hatte.
Übrigens: Die Frage, ob die Kirchen ein Pilotprojekt hätten, bei welchem sie bewährte und anderweitig (z.B. in der Personalführung) hochqualifizierte Personen versuchsweise in ein Pfarramt schickten - natürlich nach klar geäussertem Willen von Kirchgemeinden, solch theologische 'Nobodys' im Sinne eines Experiments ein Jahr lang in einem Pfarramt zu beschäftigen, - hatte ich viele Jahre früher Hans Strub gestellt, nachdem ich eine so hoch motivierte junge Person bei mir im Büro gehabt hatte, welche buchstäblich "Lust" darauf gehabt hätte, im Pfarramt loszulegen. (Wieviel theol. Wissen ihr dabei fehlte, wäre ja vielleicht danach gründlich zu erkunden gewesen, und ebenso eine Antwort auf die Frage, wo sie sich das bisschen 'Schnell-Theologie' zusammensuchen ging vor einem Gottesdienst oder anderem theolog. anspruchsvollem Dienst: Bei den Freikirchen oder bei den einfachen Fundamentalisten oder allenfalls in einer Universitätsbibliothek oder einem praktizierenden landeskirchlichen Kollegen oder einer Kollegin ... Sie erkundigte sich natürlich nicht nach einem solchen Pilotprojekt, sondern nach der üblichen Ausbildung zur Pfarrerin.
Herzlichen Gruss, trotz meiner 'Beschwerde',