Ausblick und Ermutigung

IP-3-2023-JEB (Foto: Mark Haltmeier)

In ihrem Buch «Kirche Gestalten, wie die Zukunft gelingen kann» (Gütersloh 2021) widmet Uta Pohl-Patalong ein ganzes Kapitel der Zukunft des Pfarrberufs. Da bei hat sie die grosse Gestaltungsfreiheit, die Zusammenarbeit, die unterschiedlichen Neigungen und Talente im Blick, die sich in ganz unterschiedlichen Konstellationen, Gemeinden und Sonderpfarrämtern artikulieren.
JEB
Uta Pohl-Patalongs Blick ist ziemlich umfassend und endet mit einem tröstlichen Brief von Bernhard von Clairvaux an seinen Schüler, Papst Eugenius III.
Hier zunächst ein kurzer Überblick über ihre Analyse.

Analyse
Nach fetten Jahren, in denen dank der guten Kirchensteuern die Kirche die Löhne ihrer Pfarrpersonen so zu sagen problemlos zahlen konnte, kommt eine doppelte Krise: die abnehmende Zahl an Gemeindegliedern (und der Steuereinnahmen) gebunden mit einem Rückgang der Pfarrstellen und der Zahl ihrer möglichen BesetzerInnen. Daher stellt sich die Frage der Prioritäten. Welche Tätigkeiten und Arbeitsfelder wären dann «unverzichtbar»?
Der Pfarrberuf als «Gesinnungsberuf» setzt ein besonderes persönliches Engagement voraus und bringt viele Möglichkeiten der Überforderung mit sich.
Wozu soll der Pfarrberuf da sein? Der Spagat zwischen Öffentlichkeit und Kerngemeinde mag einen zerreissen, oder eben überfordern, denn die Pfarrpersonen geraten zunehmend unter den Druck, sich auch vor der Öffentlichkeit zu rechtfertigen, die «Plausibilität» ihres Berufs zu demonstrieren.
Die Freiheit ist in diesem Beruf gross, aber die Aufgaben sind auch so gut wie unendlich. Daher die Fragen nach Profil und Begrenzung des Berufs. Welche Entlastungen sind nötig, und welche Abmachungen mit den KollegInnen oder dem Kirchgemeinderat?
Dieses Kapitels schliesst mit dem oben angekündigten Brief an Papst Eugenius III.

Der Brief
Wo soll ich anfangen? Am besten bei deinen zahlreichen Beschäftigungen (…) Ich fürchte, dass Du, eingekeilt in Deinen zahlreichen Beschäftigungen, keinen Ausweg mehr siehst und deshalb Deine Stirn verhärtest.
Wenn Du Dein ganzes Leben und Erleben völlig ins Tätigsein verlegst und keinen Raum mehr für die Besinnung vorsiehst, soll ich Dich da loben? (…)
Wie kannst Du voll und echt Mensch sein, wenn Du Dich selber verloren hast? Auch Du bist ein Mensch. Damit Deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, musst Du also nicht nur für alle anderen, sondern auch für Dich selbst ein aufmerksames Herz haben. Denn was würde es Dir sonst nützen, wenn Du – nach dem Wort des Herrn (Mt 16,26) – alles gewinnen, aber als einzigen Dich selbst verlieren würdest?
(…) Ja, wer mit sich schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst. Ich sage nicht: Tu das immer, ich sage nicht: Tu das oft, aber ich sage: Tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für Dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.

Zitiert in Uta Pohl-Patalong Kirche gestalten, Gütersloh 20223, S. 218f
Bereitgestellt: 01.09.2023    
 
aktualisiert mit kirchenweb.ch